Johannes Falk e.V.

"…als thätig in gefährlichen Kriegsläuften eingreifend"


Johann Daniel Falk

 

 

 

 

 

Als Napoleons Truppen nach der Schlacht bei Jena plündernd durch Weimar ziehen, wagt kein Mensch sich den Soldaten entgegenzustellen. Die ganze Stadt ist starr vor Entsetzen. Goethe denkt daran Weimar zu verlassen. Da tritt Falk, den man in Weimar für ein "verlorenes Haupt" hält, den Franzosen entgegen, gebietet den Plünderern Einhalt und verspricht ihnen zugleich, für das Notwendige zu sorgen. Der französische Stadtkommandant wird auf ihn aufmerksam und ernennt ihn zu seinem Dolmetscher. Zum Dank erhält er dafür nach dem Tilsiter Frieden aus Goethes Hand den Falkenorden und wird von Herzog Carl August zum Legationsrat ernannt.

 

In den Kriegsjahren 1806 und 1813 halten sich Tausende Soldaten aus Napoleons Heerscharen, die sich auf Kriegszügen durch Europa befinden, auch im Weimarer Land auf. Sie plündern in der Stadt und auf den Dörfern, stecken Häuser in Brand, hinterlassen Elend und Verwüstung. Falk bietet sich an, als Vermittler zwischen den ausgehungerten Soldaten und der Bevölkerung zu arbeiten. So hilft er, die Soldaten mit Lebensmitteln, Stroh, Verbandszeug usw. zu versorgen und die Familien vor der Ausplünderung und Zerstörung ihrer Häuser zu beschützen.

In einem Dankschreiben an Falk würdigt der französische Stadtkommandant von Weimar am 30. Oktober 1806 dessen Wirken:

 

"Mein Herr! Mit dem heutigen Tage höre ich auf Kommandant von Weimar zu sein. Sie haben Ihren Mitbürgern zu große Dienste geleistet, indem Sie gemeinschaftlich mit mir sich bestrebten, neuem Unglück durch die peinlichste Fürsorge vorzubeugen, als dass ich Sie nicht dem ganzen Weimarschen Lande als seinen Wohltäter bezeichnen sollte. Sie machten mich mit den Wunden, die der Krieg geschlagen, bekannt, und standen mir bei in der Ausführung des Guten, das ich vielleicht getan. Wenn ich die Achtung Ihrer Mitbürger mit mir nehme, so können Sie dreist sagen: einen Teil davon verdankt er mir! Gewiss werden Sie Ihre Dankbarkeit empfinden, im entgegen gesetzten Falle bleibt Ihnen die Genugtuung, vielen Unglücklichen geholfen zu haben.

Ich habe die Ehre, Sie zu grüßen Martin, Capitain im 14. Regiment."

 

Als Dank für diesen Einsatz wird Falk 1807 vom Weimarer Herzog zum Legationsrat ernannt. Damit war ein Jahresgehalt von 200 Talern verbunden, das ab 1808 auf 400 Taler erhöht wurde.

Als Weimar 1813 erneut unter der Belagerung durch Napoleons Truppen zu leiden hat und "der ganzen Stufenleiter vom Schreckbarsten bis zum Gemeinsten" (Goethe) ausgesetzt ist, gründet Falk im Mai 1813 gemeinsam mit dem Stiftsprediger und Inspektor des Lehrerseminars Karl Friedrich Horn die "Gesellschaft der Freunde in der Not". Dieser Verein wollte helfen, bei den durch den Krieg in furchtbares Elend geratenen Menschen die Not zu lindern. Die Fürsorge für die vielen verwaisten und verwahrlosten, bettelnd und plündernd herumstreunenden Kinder wurde bald zum Hauptinhalt seines Lebens.

In den Monaten Mai bis November 1813 sterben den Falks vier ihrer Kinder. Nach der Beerdigung des vierten Kindes wird Falk selbst sehr schwer krank, geschwächt durch die großen Anstrengungen und seelischen Erschütterungen. Seine Frau Caroline muss um sein Leben bangen. Als er wieder genesen war, schreibt er auf:

 

"Als ich wieder zur Besinnung kam, sagte ich zu mir selbst: Gott schenkt dir das Leben, weil er weiß, dass du ein Herz voll Mitempfindung und Liebe hast. Das sollst du nun den Kindern zuwenden, die jetzt ihre Eltern verloren haben und Waisen geworden sind. Jedes so gerettete Kind ist eine unverwelkliche Himmelsblume, auf das Grab unserer abgeschiedenen Lieblinge gepflanzt."

 

Von da an erhielt Falks Leben einen neuen, für ihn den wahren Sinn. Es begann die dritte und sicher bedeutungsvollste Epoche in seinem Leben.